Evangeliarium

Es war in ganz besonderer Weise der Benediktinerorden, dem der Verdienst zukommt, die Schriftkultur im Mittelalter weiterbelebt zu haben. In der von Benedikt aufgestellten Ordensregel wird dem Mönch im Kapitel 48 vorgeschrieben, für Studium und Lesung täglich dreieinhalb Stunden zu verwenden. Gleichzeitig war es den Benediktinern nicht erlaubt, Bücher persönlich zu besitzen, also war es unabdingbar, dass Bibliotheken vorhanden sein mussten. Der Grundsatz, dass dem Gottesdienst nichts vorgezogen werden durfte, fand seinen Ausdruck nicht zuletzt in der kostbaren Ausstattung der Kirchenräume wie auch der für Chorgebet und Messfeier benötigten Bücher. Als Keimzelle der Admonter Stiftsbibliothek gelten jene kostbaren Bibel-Handschriften, die der Klostergründer Erzbischof Gebhard bereits im Jahre 1074 den Mönchen übergeben hat. Darunter befand sich ein prachtvoll ausgestattetes Evangeliar, das mit Sicherheit Ende des 11. Jahrhunderts in Salzburg entstanden ist (als Miniator gilt Kustos Bertold, der im Stift Sankt Peter in Salzburg gearbeitet hat). Zur künstlerischen Ausstattung gehören die ersten 9 Blätter mit den 18 Kanonbögen sowie 4 Miniaturen der vier Evangelisten in Deckfarben auf Goldgrund und 4 Purpurzierblätter. Der Einband dieses Codex wurde 1953 durch einen Emaileinband des Künstlers Wilhelm Kaiser ersetzt.