Kletterschuhe mit Krempel-Sohle
Der Steinerweg durch die Südwand des Hohen Dachstein gehört zu den berühmtesten Kletterrouten der Ostalpen. Benannt ist er nach den Brüdern Franz und Georg Steiner, denen 1909 die erste Direktdurchsteigung glückte. Schon sie benutzten spezielle Kletterschuhe, wahrscheinlich mit der damals üblichen Hanfsohle, wie in ihrer Schilderung der Tour nachzulesen ist: "Wir hatten diesmal ganz schlechte Schuhe angezogen, um sie beim Einstieg wegzuwerfen. Dort Kletterschuhe angezogen [...]."
Das Dachstein Museum Austriahütte verfügt jedoch über sehr außergewöhnliche Kletterschuhe. Die Besohlung dieser Schuhe besteht aus einem Filz mit zarten Drahtfäden – einer Drahtbürste nicht unähnlich. Das Material dafür stammt – wie der ehemalige Besitzer der Schuhe, Bergretter Sepp Strasser, 97-jährig erzählte – vom Bezug einer Krempelmaschine, die zur Rohwollverarbeitung dient. Auf die Idee, die Krempelgarnitur für die Sohle zu verwenden, kam um 1946 der Ramsauer Lodenwalker Richard Steiner. Der jüngste Bruder von Franz und Georg Steiner stellte das strapazierfähige Material zur Besohlung von Kletterschuhen zur Verfügung – inspiriert von der Herkunft der Manchonsohle, die aus dem Filzbezug einer Walze für die Papierherstellung, dem sogenannten Manchon, gefertigt wurde. In der wirtschaftlich angespannten Zeit, als sich niemand in der Ramsau Kletterschuhe hätte leisten können, stattete die Ramsauer Lodenwalke die gesamte Bergrettung damit aus.