Fichtl-Fries (Vinzenz Fichtl, Ein Leichenzug)
Vinzenz Fichtl (1797–1864), Stadtschreiber und Polizeiwachtmeister, galt als Leobener Original. Beruf wie Persönlichkeit formten ihn zum umfassenden Kenner und Chronisten seiner Stadt. 1841 durch eine langwierige Krankheit ans Haus gefesselt, begann er seinen eigenen Leichenzug zu malen. Seinem Wesen entsprechend, geriet ihm das 14 m lange Bild zu einem lebensfrohen Zeitdokument mit 451 vielfach porträtgenau dargestellten Teilnehmern des Konduktes, dem es nicht an ironischen Zwischentönen mangelt. Um das liebenswert-skurrile Kunstwerk zum "Leobener Fries" zu vervollständigen, ordnete Vinzenz Fichtl den einzelnen "Trauergästen" in akribischer Weise Rang, Funktion und Namen zu. Aufgrund der detaillierten Darstellung ziviler und montanistischer Kleidung gilt der Fries als bedeutendes volks- und trachtenkundliches Werk. In programmatischer wie künstlerischer Hinsicht steht das von Fichtl geschaffene Bild ganz in der Darstellungstradition früherer Triumph- und Bergmannsaufzüge.