Wo die Glocken läuten und die Ketten rasseln
Wie oft man die Bibliothek von Stift Admont auch schon besucht hat, sie fasziniert jedes Mal aufs Neue! Die gepflegte Klosteranlage mit den idyllischen Gärten strahlt Ruhe aus, dennoch pulsiert hier das Leben. Die Benediktinermönche sorgen für den Betrieb einer Schule und eines Museums. In den Ausstellungen gibt es vieles zu entdecken: von zeitgenössischer Kunst über die naturkundlichen Sammlungen bis zu wertvollen Exponaten aus dem Mittelalter. Wer einmal tiefer in diesen Ort eintauchen möchte, kann hier auch übernachten!
Der Grund für unseren Besuch ist ein Objekt aus dem 11. Jahrhundert. Es handelt sich um ein Evangeliar bzw. Evangeliarium, das in den 1950er-Jahren einen prächtigen neuen Deckel erhalten hat – einer Tradition im Kloster folgend. Kaum zu glauben, wie die Farben der Buchmalereien heute noch strahlen. Man merkt, welchen Wert diese Schriften hatten und haben – so gut wie dieses Buch gepflegt ist.
Karin Schamberger, die als Historikerin im Stift tätig ist, wird uns die Geschichte zum Evangeliarium erzählen. Wir filmen in der im Barock prachtvoll ausgestatteten Stiftsbibliothek. Es handelt sich um den weltweit größten klösterlichen Büchersaal – mit einer Länge von 70 Metern! Das alleine beeindruckt schon, und dann sind da ja auch noch die fantastischen Bildhauerarbeiten von Josef Stammel.
Und obendrauf noch das: Wir dürfen einen Schatz des Klosters besichtigen, der nur selten zu sehen ist. Sein Aufbewahrungsort ist nicht die Bibliothek, sondern das Archiv. Wer selbst einen Blick auf das kostbare Evangeliarium werfen möchte, sollte im nächsten Jahr diese Chance nicht verpassen. Es wird in einer Ausstellung zu sehen sein! Abgesehen davon lohnt sich ein Besuch des Stifts zu allen Jahreszeiten. Wer durch das Gesäuse anreist, nimmt dabei noch die Eindrücke aus dem unglaublich schönen Nationalpark mit.
Fotos: UMJ/B. Schönhart
Wir fahren weiter nach Bad Mitterndorf. Gekommen, um zu bleiben, denken wir uns. Die Marktgemeinde umgibt ein atemberaubendes Bergpanorama. Hier wird Brauchtum großgeschrieben und die Bevölkerung sorgt mit Engagement dafür, dass dieses auch gelebt wird. Das Nikolospiel von Bad Mitterndorf wurde 2021 zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO erklärt. Diesen Status bekommt man nicht einfach so, dafür muss man sich bewerben. Das soll sicherstellen, dass es auch ein Fortbestehen gibt. In Bad Mitterndorf dürfte das kein Problem sein, denn schon die Kleinsten werden in das Spiel miteinbezogen.
Regina Egger erzählt uns die Geschichte zur Bartlmaske, die seit Mitte der 1950er-Jahre in der Heimatkundlichen Sammlung Strick aufbewahrt wird. Hier warten auch die anderen Kostüme zum Nikolospiel auf ihren nächsten Einsatz. Die alte Bartlmaske wurde mittlerweile durch eine neue ersetzt – sie ist "in Pension", wie Frau Egger uns schmunzelnd erklärt.
Es ist kein Zufall, dass sich hier die "Kostümkammer" befindet, denn der Gründer der Heimatkundlichen Sammlung Strick, Franz Strick (1934–2015), war über viele Jahrzehnte auch der "Chef" der Nikologruppe.
Für den Besuch sollte man sich Zeit nehmen. Man wird mit dem Schauen gar nicht fertig und bleibt auch gerne etwas länger bei der sympathischen Museumsführerin. Ein zweiter Besuch lohnt sich jedenfalls, und den verbindet man am besten mit dem Besuch weiterer umliegender Museen, der regionalen Gastronomie oder der beeindruckenden Bergwelt. Wir kommen wieder – versprochen!
Fotos: UMJ/B. Schönhart