Schneppenkrug
2004 wurde in Kainach bei Wildon eine der bedeutendsten spätbronze- bis früheisenzeitlichen Begräbnisstätten im Südostalpenraum entdeckt. Der ausgedehnte Bestattungsort steht mit der rund 1.500 m Luftlinie entfernten zeitgleichen Höhensiedlung am Wildoner Schlossberg in Zusammenhang. Bei Ausgrabungskampagnen in den letzten knapp 20 Jahren wurden auf einer Fläche von mehr als 25.000 m2 bisher etwa 240 Brandgräber nachgewiesen. Neben der offensichtlich langen und wohl kontinuierlichen Belegungsdauer des Kainacher Gräberfeldes von 600 bis 700 Jahren (ca. 1300 bis 600 v. Chr.) ist das Auftreten von Fremdformen unter den keramischen Beigaben bemerkenswert.
Das bei der Ausgrabungskampagne von 2005 aufgedeckte Grab 65 (Mann, Frau und max. sechsjähriges Kind) datiert zirka in den Zeitraum von 1050 bis 950 v. Chr. Das Grabinventar umfasst unter anderem eine am Scheiterhaufen mitverbrannte Nadel mit zwiebelkopfförmigem Kopf sowie mehrere keramische Gefäße (z. B. Kegelhalsgefäß mit Tannenzweigzier). Unter Letzteren ist besonders ein nahezu vollständig erhaltener Krug mit ausgezipfeltem Rand hervorzuheben. In der archäologischen Forschung bezeichnet man solche Gefäße als Schneppenkrug (auch Schneppenkanne).
Der nahezu vollständig erhaltene Schneppenkrug ist zusammen mit weiteren Fundobjekten aus diversen Kainacher Grabinventaren ein klarer Beleg für Bezüge in den Bereich der Laugen-Melauner Kulturgruppe (nach dem eponymen Fundorten Laugen und Mel(l)aun in Südtirol), deren Kerngebiet Südtirol-Trentino und Teile der Ostschweiz (Graubünden, Unterengadin) sowie zunächst Osttirol umfasste. Vergleichsfunde legen für die Schneppenkrüge eine kultische Verwendung nahe.